Interview mit dem "Herren 1-Coach"

Vom 21. Oktober 2010 (Von C. Da Pra)

Chrigi Maurer (Herren 1-Coach und Goalie, UHC Pfannenstiel)
Ihr seit hervorragend in die Saison gestartet… hast Du das so erwartet?

Hervorragend ist meines Erachtens übertrieben, aber sicherlich ist es ein sehr guter Saisonstart, doch wir haben noch einiges an Arbeit vor uns. Bezüglich meinen Erwartungen: Ich hatte nach den Vorbereitungsspielen ein eher gemischtes Gefühl, da wir sehr unkonstant waren, doch der gute Saisonstart hat sicherlich zu einer besseren Konstanz beigetragen, so dass wir nach der letztjährigen Saison das Selbstbewusstsein rasch wieder fanden.
Ihr habt trotz Abstieg letztes Jahr grosse Erwartungen an diese Saison. Die Spieler und auch Ihr Trainer haben sicher hohe Ziele und Ansprüche. Wie geht ihr mit dem Druck um?
Klar haben wir unsere Ziele, doch primär geht es uns nach wie vor um die Freude und den Spass. Es wäre schön, wenn wir bis Ende Saison an der Tabellenspitze mithalten könnten, was auch unser Ziel ist. Was den Druck anbelangt, sehe ich da nicht ein allzu grosses Problem, fast alle in unseren Reihen haben schon viel erlebt und sind bezüglich Druck ziemlich resistent.
Der grosse Teil des Teams ist seit Jahren zusammen, es kommen eigentlich nur Leute neu ins Team die auch wirklich passen – und zwar nicht nur spielerisch, sondern auch menschlich.
Ist das der Schlüssel zum Erfolg?
Auf jeden Fall, das ist eine meiner Devisen, die ich schon bei allen meinen Plauschturnieren verfolgt habe. Du kannst nur Spass haben, wenn der Spirit im Team stimmt, und damit verbunden ist natürlich auch der Erfolg. Klar, man kann nicht jeden Wunschspieler in sein Team holen, doch versuchen kann man es zumindest…
Wo steht Ihr am 26.02.2011, nach dem letzten Spiel der Saison 2010 / 2011?
Wenn wir unser Spiel konsequent durchziehen, im Kopf alles stimmt und wir uns Training für Training und Spiel für Spiel verbessern wollen, dann können wir weit vorne stehen. Doch in dieser Gruppe ist jedes Spiel äusserst hart und man darf sich keinen Durchhänger erlauben, denn dies wird gnadenlos bestraft.
Mein Glaube an das Team und an die Klasse im Team ist jedoch gross.
Das Herren-Team ist zum Aushängeschild für den Verein geworden. Es kommen jetzt regelmässig Zuschauer, die vorher eigentlich nicht viel mit dem Sport zu tun hatten, es kommen Familien aus dem Verein, ehemalige Spieler die immer noch einen grossen Bezug zu Pfanni haben... d.h. Ihr habt auch eine gewisse Verantwortung wie Ihr euch als Team darstellt. Seid Ihr Euch das als Team bewusst?
Ich denke nicht, dass sich das alle bewusst sind. Aber ich denke, dass wir selber den Anspruch haben mit diszipliniertem und schönem Unihockey Zuschauer in die Halle zu locken, wenn dies klappt ist es natürlich umso schöner. Es ist doch das schönste Kompliment für eine Mannschaft, wenn die Leute gerne in die Halle kommen und man den Ruf eines hervorragenden Teamspirits hat.
Im Endeffekt spielen wir aber für uns und unsere Ziele und nicht für die Zuschauer.
Du bist als Trainer extrem engagiert, bist der Sponsoren-Sucher für den UHC Pfannenstiel schlechthin, bist auch bei der Chüelbox eingebunden, die Homepage ist top-aktuell, hast nebenbei einen Job, eine Freundin… wie geht das zeitlich?
Ja klaro, ich habe seit 2003 eine Freundin und arbeite als Maschinenbau-Ingenieur in einem Ingenieurbüro im Hochschulumfeld. Was die Zeit anbelangt ist es so, dass ich diese einfach extrem effizient zu nutzen versuche, so dass keinesfalls etwas zu kurz kommt. Grundsätzlich hat jeder Mensch genügend Zeit, es nützt sie einfach jeder anders.
Ich selber habe auch den Anspruch: „Wenn ich etwas tue, dann tue ich es richtig oder gar nicht.“
Du bist Goalie und Trainer gleichzeitig. Gibt es deshalb Probleme im Team – Spielertrainer haben nicht immer einen leichten Stand.
Nun ja, ich denke ideal ist es sicherlich nicht, doch man muss erst mal eine bessere Lösung finden, es gibt die Trainer nicht wie Sand am Meer. Für die Torhüter ist ja Ghetti verantwortlich, von dem her habe ich diese Entscheidung nicht in meiner Obhut.
Ich bin aber nach wie vor der Meinung, dass es ziemlich gut funktioniert, denn jeder hilft dementsprechend mit und das fördert das Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen.
Zudem versuche ich immer etwas am Puls der Zeit zu sein, sprich die Sorgen der Spieler aufzunehmen.
Wirst Du dem Herren-Team auch nach einem allfälligen Rücktritt als Goalie – der hoffentlich noch lange nicht erfolgt – erhalten bleiben?
Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, auch wie meine Zukunft als Goalie aussieht. Mittlerweile sind es doch schon fast 4 Saisons als spielender Coach, solange die Motivation aber noch stimmt und das Team diese Situation akzeptiert darf es gerne so weitergehen…um danach effektiv eine Coaching-Karriere einzuschlagen, müsste ich wohl noch einige J&S-Kurse machen.
Im Herren-Team gibt’s einige wichtige Spieler "im besten Alter" – befürchtest Du nicht, dass es plötzlich eine Welle an Rücktritten gibt?
Diese Welle haben wir in der letzten Saison schon befürchtet, doch sie hat sich etwas abgeflacht bzw. verzögert. Ich denke die Jungs im besten Alter sind einfach auch noch dabei, weil sie Spass haben am Team und am Unihockey bei Pfanni an sich, und diesen Spass sollen sie noch möglichst lange ausüben können. Grundsätzlich haben wir aber mit den Zuzügen aus Uster und Meilen etwas unsere Lücke zwischen Jahrgang 80 und 86 geschlossen bzw. verkleinert.
Wie planst Du Deine eigene spielerische Zukunft?
Wie oben erwähnt nehme ich das von Saison zu Saison. Ich habe nach wie vor Spass an der Sache und ich könnte mir kein besseres Team vorstellen. Es gibt halt definitiv nur ein Pfanni!
Im Interview vom 2007 hab ich Dich gefragt, ob Du und Claudio Alborghetti die Erfolgscoachs bei Pfanni werdet. Und tatsächlich… Ihr seid wohl das mit Abstand erfolgreichste Trainergespann – wie habt ihr das geschafft?
Mit der Hilfe aller die in diesem Team spielen. Es war und ist einfach eine perfekte Mischung und wir beide versuchen noch immer mit der nötigen Motivation und dem nötigen Engagement vorauszugehen und alle mit zu ziehen. Ich denke die Spieler merken, was uns Pfanni bedeutet und was wir dafür aufwenden.
Wenn Du auf deine lange Unihockey-Karriere zurückblickst, was war der emotionalste Moment? Und auf welchen hättest Du gerne verzichten können?
Der emotionalste Moment war sicherlich der Aufstieg von der 3.Liga in die 2.Liga in Gais. Ich denke emotionaler kann man gar nicht den langersehnten Aufstieg schaffen als mit zwei Unterzahl-Toren in den letzten 2 Spielminuten im alles entscheidenden Spiel. Ich hatte dazumal Tränen in den Augen und ich habe sie auch wieder, wenn ich das Video von dazumal anschaue.
Ebenfalls unvergesslich bleibt die ganze 2.Liga-Saison mit der Krönung am Schluss und dem damit verbundenen Aufstieg in die 1.Liga.
Verzichten möchte ich eigentlich auf keinen Moment, denn auch die traurigsten Momente hatten einen positiven Effekt wie bspw. der Abstieg in die 3.Liga oder dumme Cupniederlagen.
Wenn ich auf etwas verzichtet hätte, dann auf den Bänderriss im Fuss….doch über Verletzungen möchte ich mich nicht beklagen, ich hatte das Glück nie ernsthaft verletzt zu sein.
Du warst dem UHC Pfannenstiel immer treu. Hat es Dich nie gereizt, mal höhere Unihockey-Luft zu schnuppern?
Mmmm……ich hatte ja in meiner Anfangszeit viele Möglichkeiten für einen Wechsel, am nächsten waren sicherlich die Transfers nach Laupen oder nach Schweden. Doch im Endeffekt waren schlichtweg die Verbundenheit und der Teamspirit (auch in schlechten Zeiten) bei Pfanni zu gross um einfach so weg zu gehen. Sicherlich konnten diese Beweggründe viele nicht nachvollziehen.
Ich muss offen gestehen, dass ich mein Bleiben auch in keiner Sekunde bereut habe. Mein Traum war immer einen Aufstieg mit Pfannenstiel zu erleben, und dass es gerade zwei in Folge wurden, umso besser.
Wie sieht's denn da bei Dir im Leben neben Unihockey aus? Mit Corina bist schon Ewigkeiten zusammen… und jünger wird man ja auch nicht. Hochzeit, Kids?
So direkt geplant ist beides noch nicht….aber wer weiss, manchmal geht es schneller als man denkt. Momentan haben wir beide noch Freude so wie es ist und geniessen unsere Freiheiten und wir engagieren uns beide ziemlich stark beim gemeinsamen Hobby Unihockey.
Was wäre Dein Wunschtransfer fürs Herrenteam – also bleiben wir mal realistisch ;-)
Die Wunschtransfers sind einige, aber es haben alle einen tieferen Hintergrund :-). Zum einen möchte ich die jungen, ambitionierten zu Pfanni zurückholen. Mit Namen sind dies Florian Bolliger, Silvan Bolliger, Patrick Weber, Tim Bartenstein, Sven Bier (alle Uster) und Stefan Zimmermann (Zürisee Unihockey). Des Weiteren bestünde riesiges Interesse an Stefan Wyser, den von Wartburgs und Jonas Schneeberger. Alle aufgezählten sind sowohl unihockeytechnische als auch menschlich Leute, die sensationell ins Team passen würden und die die ideale Mischung zwischen Spass und Engagement kennen.
Dein Turicum-Open hat bereits nach 2 Austragungen schon fast Kult-Charakter. Gibt’s eins im 2011?
Ob es eine Austragung 2011 geben wird müsste ich demnächst entscheiden, hängt davon ab ob ich bereit bin den Aufwand wieder auf mich zu nehmen. Aber ich muss offen gestehen, dass ich jedes Jahr überwältigt war von der Anteilnahme und Mithilfe von allen, das hätte ich nie erwartet.
Ich denke das Turicum Open hat mit den ersten zwei Austragungen und den Teilnehmern die Messlatte ziemlich hoch gesetzt und die Feedbacks waren durchwegs positiv…..auch das ist ein Traum den ich mir bei Pfanni dank vielen treuen und engagierten Helfern verwirklichen konnte.
Leider habe ich ja den Anspruch immer besser zu werden und dass ist bezüglich Teilnehmerfeld fast nur noch mit finnischen und/oder schwedischen Teams möglich.
Wem würdest Du einen Pfanni-Award verleihen?
Das ist eine schwierige Frage. Für mich würde sich ein solcher Award nicht nur auf das spielerische beziehen, sondern auch auf die Tätigkeiten neben dem Feld. Im Endeffekt tragen viele dazu bei, dass der UHC Pfanni das ist was er ist und so soll es auch sein. Es braucht Sponsoren, Präsident, Vorstand, Trainer, Schiedsrichter und auch Spieler und nicht zu vergessen die Fans. Ich persönlich respektiere die Arbeit eines jeden und kann an dieser Stelle nur mein Dank aussprechen, speziell erwähnt sind die Leute die offiziell nicht mehr im Verein sind und sich dennoch in grossem Masse einsetzen (Bspw. Luky, Anna, Vanessa, …) . An meiner Stelle würde ich mir noch mehr wünschen, dass die jungen Leute nicht immer daran denken was sie alles verpassen könnten, wenn sie fix ein Amt übernehmen sondern auch was sie bewegen und profitieren können, gute Beispiele sind da sicherlich Gian, Römä und Flu.